Gutes Wassermanagement ist für Golfclubs angesichts der Sommerhitze im vergangenen Jahr ein sehr wichtiges Element aus dem Themenfeld Nachhaltigkeit. Insgesamt gilt es, Ressourcen zu schonen, Energie zu sparen oder sie nur sinnvoll einzusetzen. Auch an die CO2-Emissionen wird inzwischen häufiger gedacht sowie an Datenerhebungen generell. Immer mehr Clubs machen sich zum Thema Nachhaltigkeit ihre Gedanken oder orientieren sich an Vorreitern. Petra Himmel trägt mit ihrer Arbeit dazu bei. Die Journalistin recherchiert und veröffentlicht gute Beispiele, die zur Nachahmung anregen.
Frau Himmel, wir haben vor ungefähr einem Jahr schon einmal ein Gespräch zum Thema Nachhaltigkeit auf Golfplätzen geführt. Was hat sich seitdem verändert, was haben Sie erlebt?
Petra Himmel: Ich glaube, es hat sich eine ganze Menge verändert. Das Thema ist viel, viel präsenter geworden in vielen Bereichen. Vor allem das Energie-Thema hat sich durch die politischen Umstände nach vorne geschoben. Das hat die Clubs auf der einen Seite finanziell unter Druck gesetzt, auf der anderen Seite haben viele zum ersten Mal überhaupt eine Datenaufnahme gemacht. Ich hatte auch den Eindruck, dass viele Clubs gar nicht wussten, wie viel Strom sie eigentlich genau verbrauchen oder wo der Verbrauch im Einzelnen herkommt. Sie sind dann überrascht, dass die Beregnungspumpen zum Teil 40 Prozent des Gesamtverbrauchs ausmachen. Auch das Thema Photovoltaik hat stark zugenommen.
Die größte Herausforderung für die Clubs wird wohl auch künftig das Thema Wasserknappheit bleiben, oder was meinen Sie?
Himmel: Ja, und die wird sich noch verschärfen. Viele Golfanlagen müssen erst einmal erkennen, mit welcher Art von Wasser sie beregnen. Manche nutzen dafür nach wie vor Trinkwasser. Da redet natürlich niemand gerne drüber. Einigen ist im vergangenen Jahr das Trinkwasser auch schon abgesperrt worden. Grundwasser war bislang sehr preisgünstig, das wird sich im Preis aber auch erhöhen. Außerdem werden die Genehmigungen über kürzere Zeiträume erteilt. Und Bayern plant beispielsweise offenbar ja auch die Einführung des Wassercents.
Das heißt, die Bedeutung von gesammeltem Wasser wird gleichzeitig höher…
Himmel: Die Golfclubs müssen eine Strategie entwickeln, wie sie möglichst wenig Wasser verbrauchen durch bessere Technik oder besseres Greenkeeping und wie sie mehr Wasser sammeln können: Beispielsweise durch Drainagen, Dächer oder Teiche. Genauso gut könnten sie aber auch auf recyceltes Wasser aus Kläranlagen setzen, was in anderen Ländern wie Spanien schon üblich ist. Allerdings ist es sehr kostenintensiv und in Deutschland sehr schwer umsetzbar, weil man extrem viele Leitungen verlegen müsste.
In Niedersachsen beispielsweise wurden die Golfplätze aus dem Bereich Berieselung herausgenommen. Was bedeutet das für die dortigen Golfclubs?
Himmel: Bis dato waren sie mit Gärtnereien und der Landwirtschaft gleichgestellt. Jetzt laufen sie im Bereich Sonstiges, der am teuersten ist. Das kann dann schnell mal Wasserkosten von mehreren tausend Euro bedeuten.
Welche Themen spielen noch eine Rolle?
Himmel: Neu hinzugekommen ist das Thema CO2-Emissionen. Das war bislang nicht so relevant, aber auch hier gibt es nun Pilotprojekte.
Welche zum Beispiel?
Himmel: Es gibt ein Projekt des Bayerischen Golfverbands, das vom Deutschen Golfverband gefördert wird. Die ersten Clubs werden mit dem Partner MyClimate eine CO2-Berechnung durchführen. Dafür wurde auch ein Golfrechner entwickelt. Es geht darum, für Deutschland einen Standard zu erfassen, was den CO2-Ausstoß auf Golfplätzen angeht. Um CO2-Emissionen vergleichen zu können, muss man sicherstellen, dass alle mit den gleichen Vorgaben rechnen. Das ist auch die Zielsetzung des Golfrechners.
Inwiefern belasten Golfplätze das Klima?
Himmel: Im ersten Moment könnte man annehmen, dass Golfplätze ganz positiv für das Klima sind, weil zehntausende Bäume und Sträucher gepflanzt sind. Aber die Crux bei der Sache ist, dass diese Grünpflanzen bei einer CO2-Ermittlung nicht mitberechnet werden dürfen, weil sie bereits berechnungstechnisch dem Inventar der Bundesrepublik zugeordnet sind. Das ist bitter für die Golfplätze und auch schwer vermittelbar. Insofern gibt es in Deutschland keinen klimaneutralen Golfplatz.
Wovon gehen denn die größten Belastungen aus?
Himmel: Das ist tatsächlich die Mobilität der Mitglieder. Dieser Bereich macht offenbar um die als 20 Prozent der Emissionen aus. Das ließe sich nur reduzieren, indem man Fahrgemeinschaften bildet oder mit E-Autos fährt, die mit erneuerbaren Energien geladen werden. Ansonsten spielen auch die Verwendung von fossilen Energien beim Greenkeeping und die Lieferketten in der Gastronomie eine wesentliche Rolle
Es gibt Clubs wie den GC Würzburg, den Wittelsbacher GC oder auch den GC München Eichenried, die das Thema Nachhaltigkeit sehr ernsthaft verfolgen. Viele andere lassen es noch links liegen…
Himmel: Das Engagement hängt natürlich immer stark von den Personen ab, die dafür verantwortlich sind und ob sie sich auch für das Thema Nachhaltigkeit interessieren. Viele Verantwortliche erkennen inzwischen, dass Nachhaltigkeit auch ein wirtschaftliches Thema ist und es Sinn macht, sich damit zu beschäftigen und sich damit auch Geld sparen lässt.
Wie fallen die Reaktionen aus, wenn Sie über das Thema Nachhaltigkeit referieren? Erleben Sie öfter Augenrollen oder echte Neugier?
Himmel: Vor kurzem habe ich einen Vortrag in einem Club zum Thema Nachhaltigkeit im Golfsport gehalten. Danach wurde ich erst einmal von fünf Mitgliedern niedergebrüllt, wie unnötig das alles sei. Darauf haben sich im Anschluss an die Veranstaltung weitere 15 Mitglieder bei mir entschuldigt. Das war schon ein Aha-Effekt, weil es gezeigt hat, dass die Aggressivität genau wie in der Gesamtgesellschaft bei dem Thema eindeutig steigt.
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Himmel: Es ist ein Thema, das polarisiert, und man merkt, dass die Leute sich gedrängt fühlen. Zum Teil haben sie auch Angst davor, dass man ihnen was wegnimmt. Deshalb ist es vermutlich die größte Aufgabe, den Leuten zu erklären, dass es nicht darum geht, wer negativ auf die Umwelt wirkt, sondern, dass jeder für sich etwas mehr aufpasst und sein Verhalten ändert. Menschen reagieren aber generell unterschiedlich auf solche Herausforderungen – das gilt auch für Club-Vorstände. Manche machen ganz viel andere interessiert das Thema gar nicht. Man kann vor den Auswirkungen des Klimawandels aber nicht davonlaufen. Wichtig wird sein, dass die Clubs das auch kommunizieren.
Es ist also ein schwieriger Spagat zwischen Aufklärung und Missionierung?
Himmel: Ich möchte niemanden missionieren. Am Ende muss jeder für sich selbst die Entscheidung treffen. Ich fahre ja auch mit dem Auto zum Golfclub. Anders komme ich da nicht hin. Aber an Turniertagen versuche ich zum Beispiel eben Fahrgemeinschaften zu bilden. Jeder hat die Möglichkeit, mit kleinen Maßnahmen einen Beitrag zu leisten. Das wäre ja schon ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Was sind denn die kleinen Sachen neben Fahrgemeinschaften oder dem Verzicht auf Plastikflaschen bei Turnieren?
Himmel: Zum Beispiel die Abfalltrennung auf dem Golfplatz. Den Müll auf der Anlage besser zu sortieren, sollte keine allzu große Herausforderung sein. Viele Golfclubs haben an den Abschlägen aber immer noch nur einen Abfallbehälter, obwohl die Hersteller längst Dreifachbehälter anbieten. Auch die Installation von sechs Wasserspendern auf dem Golfplatz ist sicherlich finanziell überschaubar und relativ einfach umsetzbar. Es macht auch viel aus, wenn man seine Beregnungsanlage bedarfsgerecht am Wetter ausrichtet. Das kostet gar nichts, da muss man nur mitdenken und das Beregnungsprogramm nicht immer automatisch durchlaufen lassen.
Aber auch bei den großen Turnieren auf deutschem Boden, wie die Porsche European Open in Hamburg oder die BMW Open in Eichenried wird nicht mit gutem Beispiel vorangegangen. Welchen Eindruck haben Sie?
Himmel: Das Thema wird nicht wirklich forciert. Die Waste Management Open in Arizona oder die British Open, die alles nur noch mit erneuerbaren Energien macht, gehen da mit viel besserem Beispiel voran.
Woran liegt das?
Himmel: Die Umsetzung ist einfach mühselig und kleinteilig. Das geht zum Beispiel ja auch in Bereiche wie das Catering hinein. Da müsste dann ja beispielsweise auch viel mehr Vegetarisches oder Regionales angeboten werden, um auf die Lieferkette zu achten. Man muss eben eingetretene Pfade verlassen, auf denen man schon seit Jahren unterwegs ist. Das ist neu, kostet manchmal mehr Geld und man braucht Personal – schwierig. Prinzipiell braucht es immer erst einen Entscheider, der so einen Prozess lostreten will. Ich denke aber, dass gerade bei Sportevents eine CO2-Messung in zehn Jahren Standard ist.
Interview: Stefan Jablonka