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Ein starker Rumpf schützt beim Schwung die Wirbelsäule

Dec 18, 2025 | AKTUELLES

Prof. Dietrich Grönemeyer empfiehlt Freizeit-Golfern im Exklusiv-Interview gezieltes Muskeltraining und Dehnübungen:

Rückenschmerzen sind eine der häufigsten Ursachen für Arztbesuche und Krankschreibungen in Deutschland. Rund85 Prozent aller Erwachsenen leiden mindestens einmal im Leben darunter, nicht wenige chronisch – auch Sportlerhaben oft Probleme mit der Wirbelsäule. Der Mediziner Prof. Dietrich Grönemeyer (72) gilt als der „deutsche Rückenpapst“ und hat zum Thema mehrere Sachbücher verfasst. Über sein neuestes sprach Golf & Business exklusivmit dem Autor und fragte ihn nach persönlichen Tipps für Golfer.

Herr Professor Grönemeyer, Ihr neues Buch heißt „Meine Formel für einen gesunden Rücken“. Was beinhaltet diese Formel genau?

Dietrich Grönemeyer: Rückengesundheit setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Übrigens alles Dinge, die jeder im Alltag umsetzen kann. Getreu meiner Devise „Turne bis zur Urne“ ist Bewegung der wichtigste Schlüssel zur Rückenfitness. Gezielte Aktivierung der Muskulatur durch kleine Übungen steht dabei im Fokus, wie bewusstes Gehen, Strecken, Dehnen, Kräftigungsübungen und aufrechte Haltung. Entspannung und seelisches Wohlbefinden sind ein weiterer wichtiger Faktor, denn der Rücken reagiert sensibel auf Stress und emotionale Belastungen. Eine gesunde, bewusste Ernährung sorgt für den Energienachschub, den unter anderem Muskulatur und Bindegewebe dringend brauchen – auch zur Regeneration.

Was haben Sie in diesem Sinne selbst heute schon Gutes für Ihren Rücken getan?

Grönemeyer: Nach dem Wachwerden mache ich im Bett gerne ein paar Mobilisationsübungen – sanftes Dehnen, Strecken. Nach dem Aufstehen ein paar ganz langsame Kniebeugen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen und die Rückenmuskulatur zu stärken. Meine liebste Übung kommt beim Zähneputzen: auf einem Bein stehen. Das aktiviert die Mikromuskulatur der Wirbelsäule und stärkt zudem die koordinativen Fähigkeiten – also gut für Muskeln und Kopf.

Golfspieler, die regelmäßig auf den Platz gehen, leiden ja zumindest nicht unter Bewegungsmangel. Wie bewerten Sie den Golfsport im Hinblick auf den Rücken – und worauf sollten Freizeitgolfer achten, damit sie ihrem Rücken nicht schaden?

Grönemeyer: Beim Golfen bewegt man sich über längere Zeit an der frischen Luft, trainiert Koordination, Konzentration und Ausdauer. Davon profitiert auch der Rücken, aber ein Selbstläufer in Sachen Rückengesundheit ist der Sport nicht. Darauf sollte jeder achten: Den Rumpf (Bauch-, Rücken- und Gesäßmuskulatur) gezielt kräftigen, das schützt beim Schwung die Wirbelsäule. Dazu Dehnübungen für Hüfte, Schultern und Brustbereich. Ein flexibler Körper kompensiert Schläge einfach besser. Aufwärmen vor der Runde ist natürlich Pflicht – und ein Ausgleichssport sowie Entspannungsübungen sind dringend empfohlen.

In Deutschland wird zu viel an Knien und Hüften operiert – wie sieht es beim Rücken aus?

Grönemeyer: Das gilt auch für den Rücken, zum Beispiel bei Bandscheibenvorfällen. Ich bevorzuge hier einen eher zurückhaltenden, ganzheitlichen Ansatz, bei dem es neben bildgebenden Verfahren auch auf Fingerspitzengefühl ankommt. Zum Beispiel lassen sich Probleme am Iliosakralgelenk nur durch manuelle Untersuchungen herausfinden. Viele Beschwerden sind muskulär, faszial oder durch Fehlhaltungen bedingt – und können konservativ ohne Operation behandelt werden. Physiotherapie oder psychosomatische Behandlungen bieten sich da an. Nur wenn bei einem Bandscheibenvorfall Lähmungen, eine Blasen- oder Darmstörung oder andere neurologische Ausfälle vorliegen, ist eine schnelle Operation angezeigt. Das kommt aber viel seltener vor, als man denkt.

Das Grönemeyer-Institut bietet als Alternative zu Rückenoperationen die von Ihnen vor vielen Jahren entwickelte Mikrotherapie an. Wie können Sie konkret helfen?

Grönemeyer: „So wenig wie möglich, so viel wie gerade nötig – weniger ist mehr, micro is more“, lautet meine Devise. Ich unterscheide hierbei zwei Therapieformen: die mikrotherapeutische Medikamenteneinbringung und die mikrotherapeutischen Operationsverfahren. Bei Ersterer werden hochpotente Pharmazeutika millimetergenau und unter höchster Schonung des umliegenden Gewebes in das zu behandelnde Gebiet appliziert. Es gilt die Prämisse: höchste Konzentration am Wirkort und geringste Beeinträchtigung des gesamten Körpers.
Bei den mikrotherapeutischen Operationsverfahren kommen kleinste Instrumente zum Einsatz. Diese können mithilfe tomografischer Sichtsysteme punktgenau an den Ort des Krankheitsgeschehens vorgebracht werden. Für dieses Vorgehen werden in den Grönemeyer-Instituten unter anderem modernste robotische Laser-Navigationssysteme genutzt. Eingesetzt werden solche Verfahren unter anderem bei Bandscheibenoperationen, bei der Entnahme von Gewebeproben oder der Transplantation von Eigengewebe – zum Beispiel Knorpelzellen – oder bei der Verödung von Schmerznerven.

Interview: Stephanie Rupp

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