Seite wählen

Vom Fehlstart zum Aufstieg

Dez. 12, 2025 | AKTUELLES

Am Ende sah das Ergebnis deutlich enger
aus, als das Duell um den einzigen Auf
stiegsplatz tatsächlich verlaufen war, gab
Coach Michael Heffner nach dem 5:4
Sieg gegen den GC Neuhof erleichtert zu
Protokoll. Der hatte auf Spitzenspielerin
Laura Fünfstück verzichten müssen, die
nahezu zeitgleich erstmals auf der Ladies
European Tour triumphieren konnte. Das
durfte Heffner zu dem Zeitpunkt freilich
herzlich egal gewesen sein. Er lehnte sich
zurück in dem Biergarten des Frankfur
ter Golfclubs und genoss ganz offenkun
dig den Trubel um sich herum. Bestens
gelaunte Spielerinnen saßen da, shaker
ten mal hier, mal da, genossen den Zu
spruch der Eltern, der mitgereisten Fans,
der vielen Freunde und treuen Begleiter.
Zu diesem Zeitpunkt konnte sich die An
spannung der zurückliegenden Monate
peu à peu verabschieden.
SCHUMACHER AUS USA ANGEREIST
Bei den drei Vierern zu Beginn war Heff
ner noch voller Adrenalin von Bahn zu
Bahn gehetzt, um möglichst kaum einen
der Schläge seiner Spielerinnen zu ver
passen. Ruhepuls gefühlt bei 180, dabei
hatten die Fürtherinnen von Beginn an
die Nase vorne. Zwei Vierer hatten sie be
reits gewonnen, als an Bahn 18 lediglich
ein aus dem Vorgrün eingelochter Ball
der Gegnerinnen das dritte Match teilte.
Der Vorsprung zur Pause ließ sich beim
2,5:0,5 aber schon gut an. Auch, weil die
aus den USA angereiste Lisa Schumacher
trotz starker Migräne keinen Zweifel dar
an ließ, wer das Aufstiegsduell gewinnen
sollte. Ein starkes Vorbild.
Die künftige Proette war neben Franziska
Bremm die einzige Spielerin, die bei jedem
der drei Fürther Bundesliga-Aufstiege in
der jüngeren Vergangenheit dabei war.
„Jeder Aufstieg war ganz speziell und
auf seine Art besonders“, meinte Franzi
Bremm mit Blick auf die unterschiedliche

Besetzung. Das aktuelle Team habe sich
toll entwickelt, was – das musste ihr nie
mand in den Mund legen – noch zu Be
ginn des Golfjahres nicht unbedingt zu
erwarten war.
FEHLSTART IN DIE SAISON
Da hatte die Mannschaft einen glatten
Fehlstart hingelegt. Platz drei am ersten
Spieltag in Starnberg, eine Enttäuschung
zweifelos, auch wenn das durchaus ar
gumentativ zu begründen war. Dennoch
konnte es nicht der eigene Anspruch
sein, was Coach Michael Heffner der
Mannschaft dem Vernehmen nach sehr
deutlich gemacht hatte. „Ein gutes Pferd
springt eben nur so hoch, wie es muss“,
wählte Franzi Bremm augenzwinkernd
den passenden Vergleich.
Da hatte sie gerade die x-ten Glückwün
sche entgegengenommen, die Mitspiele
rinnen geherzt, die Eltern gedrückt, noch
immer aufgekratzt und voller Glücks
hormone. Schließlich hatte sie in ihrem
Einzel ein Zeichen gesetzt, eine Macht
demonstration im Matchplay, wenn man
so will. Mit beinahe unglaublichen 8&7
dominierte sie ihre Kontrahentin ext
rem souverän. „Ich war so im Flow, ich
wusste gar nicht, wie es steht“, verriet
Bremm und blickte so drein, als würde
sie am liebsten die ganze Welt umarmen.
„Ich hab mich so gefreut, wie ich spiele,
ich hätte gerne noch weitergespielt.“
SCHUMACHER VERWANDELT
DEN MATCHBALL
Etwas länger als Bremm musste Anna
Cellerova im Generationenduell gegen
die routinierte Britta Schneider auf dem
Platz stehen. Mit dem 2&1-Sieg holte die
junge Tschechin einen weiteren Punkt.
Nur noch ein halber fehlte. Matchball
für Lisa Schumacher, die das trotz Jetlag
nebst handfester Migräne sicher heim
schaukelte. „Muss sie kotzen, geht sie
eben kurz zur Seite. Das ist genau das
Mindset, das du haben willst“, zollte ihr
Coach Heffner großen Respekt

Als ihr der noch nötige halbe Punkt nicht
mehr zu nehmen war, gab es an Bahn 7
kein Halten mehr. Schumacher atmete
ganz tief durch, auch dem Papa am Bag
fielen Steine vom Herzen. Wenig später
kamen Teamkolleginnen übers Fairway
angerannt, die laufenden Spiele wurden
geschenkt, Coach Heffner hatte durchs
Unterholz abgekürzt. „Das ist der ver
diente Lohn nach einer Saison, in der
wir immer besser geworden sind“, zog
der Trainer eine erste Bilanz während
nur ein Meter daneben Tränen der Freu
de vergossen wurden.
MIT RÜCKENWIND IN DIE
AUSSENSEITERROLLE
„Klar gibt uns das Rückenwind“, spitz
te Franzi Bremm noch leicht verstohlen
nach vorne und schränkte mit Blick auf
die besten Teams in Deutschland ein:
„Der Unterschied zwischen zweiter und
erster Bundesliga ist enorm. Das ist dort
ein wahnsinnig hohes Niveau.“ Man wird
sich verstärken müssen in der Kleeblatt
stadt und dabei grundsätzlich entschei
den, wie Breite und Qualität des Kaders
mittelfristig verbessert werden können.
Da Anna Cellerova in ihrem dritten Jahr
in Fürth in der neuen Saison nicht mehr
als ausländische Spielerin gilt, erweitert
dieser Umstand die Möglichkeiten für
potenzielle Neuzugänge natürlich deut
lich. „Die Einkaufsliste steht“, heißt es
hinter vorgehaltener Hand – was ganz
eindeutig viel ehrgeiziger klingt, als es
die Möglichkeiten und die Ausrichtung
zulassen.
TALENTE FÖRDERN, KADER VERBREITERN
In Fürth ist es einerseits wichtig, ein
gutes Händchen zu haben. Wie etwa bei
Laura Götz, die sich nach einem Reifepro
zess inzwischen als echte Verstärkung
erweist und in der Bundesliga den nächs
ten Schritt in ihrer Entwicklung machen
könnte. „Wir treten mit einer jungen
Truppe an“, sagt Heffner, was anderer
seits heißt: Seine Mädels müssen immer
am eigenen Limit spielen, um mithalten
zu können.
Da kommt die Ankündigung des Prä
sidenten natürlich gerade recht. „Wir
müssen die Weichen für die Zukunft
stellen.“ So soll künftig ein Förderverein
manches möglich machen, was in einem
Verein deutlich schwerer zu vermitteln
ist. Und mit der angestrebten engen Ver
zahnung mit Golf-Partnerschulen wäre
eine bessere Förderung von Talenten ge
währleistet. Das sind doch gar nicht so
schlechte Aussichten. Und manchmal
sagt ja ein Satz wie der von Heffner am
Ende eines langen Aufstiegstages alles
aus: „Man spielt immer da, wo man hin
gehört. Und wir gehören jetzt wieder in
die Bundesliga.“
Florian Pöhlmann

 

Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.