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Von der Basis bis zur Beletage

Dez. 12, 2025 | AKTUELLES

Aber der Reihe nach: Zu dieser Erfolgs
geschichte gehört auch die Enttäuschung
des Vorjahres, als es mit dem angestreb
ten Durchmarsch von der untersten Liga
bis in die Beletage des deutschen Golf
sports nichts geworden war. Vor etwas
mehr als zwölf Monaten saß der Frust
tief, mündete aber in einer kritischen
Selbstanalyse. Jedes einzelnen Spielers,
aber auch als Team, das in der Folge
noch ein wenig mehr zusammenwuchs
und sich schwor, nicht noch einmal am
eigenen Anspruchsdenken zu scheitern.
Es war, aus heutiger Sicht und mit etwas
Abstand betrachtet, auch ein Reifepro
zess, den die Oberpfälzer durchmachten,
ja vielleicht durchmachen mussten auf
ihrem steilen Weg nach oben. Ein Jahr
nach dem anderen hatten sie Aufstie
Fotos: Julian Frey
ge feiern dürfen, die Konkurrenz mehr
oder minder regelmäßig düpiert und
sich immer wieder personell verstärkt.
Gemessen an den reinen Scores, waren
die Habsberger bereits im Vorjahr erst
klassig. Jetzt aber bewiesen sie es auch
als Mannschaft. Entsprechend knallten
nach dem souveränen Sieg über den GC
Neuhof auf dem altehrwürdigen Platz in
Frankfurt-Niederrad die Korken.
Captain Christian Stibor ließ es sich
nicht nehmen, die Schampus-Magnum
version über die gerade beim Teamfoto
posierende Mannschaft zu verspritzen.
Anschließend gönnten sich auch Präsi
dent André Hüsgen und Sponsor Alex
Bringmann einen großen Schluck aus
der Flasche. „Die Reise über sechs Jahre
ist zum Ziel gelangt“, jubilierte Hüsgen
und wandte sich dem entscheidenden
Mann hinter dem Team zu: „Die Um
setzung dieses Traums war nur mit der
Unterstützung von Alex möglich“, be
dankte sich der Habsberger Präsident
bei dem langjährigen Sponsor, der zu
sammen mit seinem Bruder Michael
nicht nur Weggefährte und Mitstreiter,
sondern längst ein Freund ist. Wie be
reits in den Vorjahren wird Bringmann
die Mannschaft im Oktober wieder zu
einem mehrtägigen Abstecher ins Golf
Mekka nach Son Gual einladen, um dort
„zur Belohnung“ die Erfolgsgeschichte
gebührend zu würdigen.
FÖRDERER BRINGMANN: EIN
WICHTIGER WEGGEFÄHRTE
Der Unternehmer, der mit seiner Fima
Folia in Wendelstein bei Nürnberg an
gesiedelt ist, hat vieles möglich gemacht
am Habsberg. Mit sieben Personen
wurde zu Beginn dieser sechsjährigen

Reise ein Förderverein gegründet, der
sich finanziell einbringt. In der Folge
wurde etwa ein Trackman angeschafft
oder auch ein Winter-Trainingsgelände
unter Dach in Neumarkt eingerichtet.
Alex Bringmann, noch in einem von
der Champagnerdusche nassen Shirt,
erinnert sich gerne. Ein langgezogenes
„Jaaaaa“ unterbricht ihn kurz. Nur ein
paar Meter abseits davon fallen sich die
frischgebackenen Aufsteiger immer wie
der erleichtert in die Arme.
„Das ist eine außergewöhnliche Trup
pe“, findet der Golf-Liebhaber und lie
fert eine der möglichen Erklärungen
dafür gleich mit. „Die Mannschaft weiß
jetzt, was sie kann. Sie ist routinierter
geworden und kann mit Stress besser
umgehen.“ Diesen Schluss gibt das nun
zu Ende gehende Golfjahr aus Habsber
ger Sicht durchaus her. Die Runde in der
Südstaffel absolvierten sie souverän und
ließen nie Zweifel aufkommen an Platz
eins und der damit verbundenen Quali
fikation zum Aufstiegsspiel in die Bun
desliga. Alles war angerichtet.
FRÜH DIE WEICHEN AUF SIEG GESTELLT
„Wir haben unsere Hausaufgaben ge
macht und sind bereit, Geschichte zu
schreiben“, hatten sie vor dem ersten
Abschlag in Frankfurt durchaus selbst
bewusst auf Instagram gepostet. Nach
den Vierern liegt Habsberg mit 2,5:1,5
vorne und hat sich ein kleines Polster
geschaffen. Die Zuversicht wird langsam
spürbar. Der Präsident gönnt sich zum
Halfway ein Weißbier unter schatten
spendenden Bäumen und genießt eine
dicke Zigarre. „Aber da ist noch viel Golf
zu spielen“, will Captain Christian Stibor
zur Halbzeit noch keine Glückwünsche
annehmen.
Während sich der Gegner aber unter dem
Druck, in den darauffolgenden acht Ein
zeln unbedingt punkten zu müssen, ner
vös zeigt, spielen die Habsberger befreit
auf und kommen Punkt um Punkt ihrem
großen Ziel näher. „Knackpunkt wa
ren die Siege von Leon und Korbi“, darf
Christian Stibor später analysieren. Mit
den Punkten von Profi Leon Breimer (3&1
gegen Tim Nachtwey), Eric Dörrenberg
(3&2 gegen Jan-Philipp Heyen), Ruwald
Ausborn (3&1 gegen Moritz Küls) holten
die Habsberger weitere, entscheidende
Punkte. Das Traum-Finish von Korbi

nian Walther bildete den Höhepunkt: Er
lag gegen Ex-Tour-Spieler Max Röhrig
zunächst zurück, bevor er Neuhofs Num
mer eins und Spielertrainer mit Birdie,
Birdie, Albatros, Birdie regelrecht zer
legte. Am Ende verloren die Oberpfälzer
nur ein Match und konnten es sich beim
feststehenden Triumph leisten, dem
Gegner zwei noch laufende Spiele zum
8:4-Endstand zu schenken.
LÄNGST NICHT DAS ENDE
ALLER AMBITIONEN
„Wer hätte das vor sechs Jahren ge
dacht? Es ist so schön, so schön“, kann
Leon Breimer sein Glück kaum in Worte
fassen. Mit seinem Engagement im GCH
begann die große Reise, „und jetzt sind
wir an einem Zwischenziel angelangt“,
hat Captain Stibor als einer der ersten
einen klaren Kopf wiedergefunden. Der
Aufstieg war das Ziel, aber sicher nicht
das Ende von ambitionierten Träumen.
„Klassenerhalt? Das ist mir als Ziel zu
passiv“, sagt Stibor noch am Abend des
Aufstiegs. „Nur, um da mitzuspielen, da
für brauchst du nicht aufzusteigen.“
Der Schritt in die Beletage, die Creme
de la Creme des deutschen Golfsports,
ist nicht das Ende einer wundersamen
Reise, der Aufstieg soll im besten Fall
nur ein Anfang sein. Die Teilnahme am
Finale Four? Klingt gut. Der Deutsche
Meistertitel? Klingt noch besser. Ihr
Trainer Peter Wolfenstetter kennt das
Gefühl bereits, er hatte 2019 mit Stutt
gart das Vergnügen. Doch das ist derzeit
noch weit weg. „Wir holen jetzt nicht
das Lasso raus“, sagt Präsident And
ré Hüsgen in Sachen Neuzugänge. Das
will gut überlegt und abgestimmt sein,
lässt er durchblicken. Schließlich wird
nicht umsonst die mannschaftliche Ge
schlossenheit als die große Stärke des
GC Am Habsberg immer wieder betont.
Aber Träume darf, ja Träume muss man
haben. Bisweilen werden sie ja Wirklich
keit. In Habsberg wissen sie das.
Florian Pöhlmann

 

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