Am Ende sah das Ergebnis deutlich enger aus, als das Duell um den einzigen Aufstiegsplatz tatsächlich verlaufen war, gab Coach Michael Heffner nach dem 5:4-Sieg gegen den GC Neuhof erleichtert zu Protokoll. Der hatte auf Spitzenspielerin Laura Fünfstück verzichten müssen, die nahezu zeitgleich erstmals auf der Ladies European Tour triumphieren konnte. Das durfte Heffner zu dem Zeitpunkt freilich herzlich egal gewesen sein.
Er lehnte sich zurück in dem Biergarten des Frankfurter Golfclubs und genoss ganz offenkundig den Trubel um sich herum. Bestens gelaunte Spielerinnen saßen da, shakerten mal hier, mal da, genossen den Zuspruch der Eltern, der mitgereisten Fans, der vielen Freunde und treuen Begleiter. Zu diesem Zeitpunkt konnte sich die Anspannung der zurückliegenden Monate peu à peu verabschieden.
SCHUMACHER AUS USA ANGEREIST
Bei den drei Vierern zu Beginn war Heffner noch voller Adrenalin von Bahn zu Bahn gehetzt, um möglichst kaum einen der Schläge seiner Spielerinnen zu verpassen. Ruhepuls gefühlt bei 180, dabei hatten die Fürtherinnen von Beginn an die Nase vorne. Zwei Vierer hatten sie bereits gewonnen, als an Bahn 18 lediglich ein aus dem Vorgrün eingelochter Ball der Gegnerinnen das dritte Match teilte.
Der Vorsprung zur Pause ließ sich beim 2,5:0,5 aber schon gut an. Auch, weil die aus den USA angereiste Lisa Schumacher trotz starker Migräne keinen Zweifel daran ließ, wer das Aufstiegsduell gewinnen sollte. Ein starkes Vorbild.
Die künftige Proette war neben Franziska Bremm die einzige Spielerin, die bei jedem der drei Fürther Bundesliga-Aufstiege in der jüngeren Vergangenheit dabei war.
„Jeder Aufstieg war ganz speziell und auf seine Art besonders“, meinte Franzi Bremm mit Blick auf die unterschiedliche Besetzung. Das aktuelle Team habe sich toll entwickelt, was – das musste ihr niemand in den Mund legen – noch zu Beginn des Golfjahres nicht unbedingt zu erwarten war.
FEHLSTART IN DIE SAISON
Da hatte die Mannschaft einen glatten Fehlstart hingelegt. Platz drei am ersten Spieltag in Starnberg – eine Enttäuschung zweifellos, auch wenn das durchaus argumentativ zu begründen war. Dennoch konnte es nicht der eigene Anspruch sein, was Coach Michael Heffner der Mannschaft dem Vernehmen nach sehr deutlich gemacht hatte.
„Ein gutes Pferd springt eben nur so hoch, wie es muss“, wählte Franzi Bremm augenzwinkernd den passenden Vergleich.
Da hatte sie gerade die x-ten Glückwünsche entgegengenommen, die Mitspielerinnen geherzt, die Eltern gedrückt – noch immer aufgekratzt und voller Glückshormone. Schließlich hatte sie in ihrem Einzel ein Zeichen gesetzt, eine Machtdemonstration im Matchplay, wenn man so will. Mit beinahe unglaublichen 8&7 dominierte sie ihre Kontrahentin extrem souverän.
„Ich war so im Flow, ich wusste gar nicht, wie es steht“, verriet Bremm und blickte so drein, als würde sie am liebsten die ganze Welt umarmen. „Ich hab mich so gefreut, wie ich spiele, ich hätte gerne noch weitergespielt.“
SCHUMACHER VERWANDELT DEN MATCHBALL
Etwas länger als Bremm musste Anna Cellerova im Generationenduell gegen die routinierte Britta Schneider auf dem Platz stehen. Mit dem 2&1-Sieg holte die junge Tschechin einen weiteren Punkt. Nur noch ein halber fehlte.
Matchball für Lisa Schumacher, die das trotz Jetlag nebst handfester Migräne sicher heimschaukelte. „Muss sie kotzen, geht sie eben kurz zur Seite. Das ist genau das Mindset, das du haben willst“, zollte ihr Coach Heffner großen Respekt.
Als ihr der noch nötige halbe Punkt nicht mehr zu nehmen war, gab es an Bahn 7 kein Halten mehr. Schumacher atmete ganz tief durch, auch dem Papa am Bag fielen Steine vom Herzen. Wenig später kamen Teamkolleginnen übers Fairway angerannt, die laufenden Spiele wurden geschenkt, Coach Heffner hatte durchs Unterholz abgekürzt.
„Das ist der verdiente Lohn nach einer Saison, in der wir immer besser geworden sind“, zog der Trainer eine erste Bilanz, während nur einen Meter daneben Tränen der Freude vergossen wurden.
MIT RÜCKENWIND IN DIE AUSSENSEITERROLLE
„Klar gibt uns das Rückenwind“, spitzte Franzi Bremm noch leicht verstohlen nach vorne und schränkte mit Blick auf die besten Teams in Deutschland ein: „Der Unterschied zwischen zweiter und erster Bundesliga ist enorm. Das ist dort ein wahnsinnig hohes Niveau.“
Man wird sich verstärken müssen in der Kleeblattstadt und dabei grundsätzlich entscheiden, wie Breite und Qualität des Kaders mittelfristig verbessert werden können. Da Anna Cellerova in ihrem dritten Jahr in Fürth in der neuen Saison nicht mehr als ausländische Spielerin gilt, erweitert dieser Umstand die Möglichkeiten für potenzielle Neuzugänge natürlich deutlich.
„Die Einkaufsliste steht“, heißt es hinter vorgehaltener Hand – was ganz eindeutig viel ehrgeiziger klingt, als es die Möglichkeiten und die Ausrichtung zulassen.
TALENTE FÖRDERN, KADER VERBREITERN
In Fürth ist es einerseits wichtig, ein gutes Händchen zu haben. Wie etwa bei Laura Götz, die sich nach einem Reifeprozess inzwischen als echte Verstärkung erweist und in der Bundesliga den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung machen könnte.
„Wir treten mit einer jungen Truppe an“, sagt Heffner, was andererseits heißt: Seine Mädels müssen immer am eigenen Limit spielen, um mithalten zu können.
Da kommt die Ankündigung des Präsidenten natürlich gerade recht. „Wir müssen die Weichen für die Zukunft stellen.“ So soll künftig ein Förderverein manches möglich machen, was in einem Verein deutlich schwerer zu vermitteln ist. Und mit der angestrebten engen Verzahnung mit Golf-Partnerschulen wäre eine bessere Förderung von Talenten gewährleistet.
Das sind doch gar nicht so schlechte Aussichten. Und manchmal sagt ja ein Satz wie der von Heffner am Ende eines langen Aufstiegstages alles aus:
„Man spielt immer da, wo man hingehört. Und wir gehören jetzt wieder in die Bundesliga.“
Florian Pöhlmann
