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Weitenjäger imponierten in Lichtenau

Dez. 15, 2025 | AKTUELLES

Erstmals gastierte der ehemalige Profi-Longhitter Timo Petrasch mit seiner europäischen Longdrive-Familie in Nordbayern. Die Tour für Weitenjäger, die einen Golfball an die 400 Meter weit schlagen. Imponierend für viele Zuschauer und mit der lautstarken Show doch ein bewusster Stilbruch, wenn man so will: Golf als Ereignis inszeniert. Andererseits, warum nicht etwas wagen, wenn eben auch andere Zielgruppen angesprochen werden sollen? Eine mutige Entscheidung für und von Präsident Peter Eichhorn und dem Orga-Team. Mit dem Tenor: „Das ist eine Chance, den Sport für jüngere Menschen attraktiv zu machen.“

MUTIGE GASTGEBER

Dabei war diese Art von Event Neuland für alle in Lichtenau, die sich aber darauf einließen und im Vorfeld in organisatorischer Hinsicht nichts dem Zufall überließen. Viele ehrenamtliche Stunden flossen da hinein, am Ende aber hatten die Gastgeber ihren Part perfekt orchestriert: Ein von Offenheit und Herzlichkeit geprägtes Pro/Am-Turnier läutete die zweitägige Veranstaltung charmant ein. Tags darauf kam ein Biergarten unter schattenspendenden Bäumen gut an, neben fränkischen Grill-Klassikern wurden die Besucher mit Veggie-Food und selbstgemachtem Eis verwöhnt, die Pros veranstalteten einen Putting-Wettbewerb, und durstig blieb dank der Zusammenarbeit mit einer regionalen Brauerei auch niemand.

Rund 500 Zuschauer oder wahrscheinlich sogar etwas mehr – ganz genau hat das freilich niemand gezählt – nahmen den Tag über auf einer professionellen Zuschauertribüne Platz. Vor ihnen gaben sich die Matadore ihrem Spiel hin, feuerten die Besucher mit weit ausgebreiteten Armen an, pushten sich selbst, und zu wummernden Bässen und knalligen Riffs aus den Soundboxen droschen sie die Bälle in die weite Ferne der Bahn 14. Auch wenn die Treffer in der etwa 50 Meter breiten Landezone kaum mehr zu sehen waren, blieb das ein Spektakel: mitreißend, begeisternd.

„HIT HARD, PARTY HARD“

„Hit hard, party hard“, brachte es Longdrive-Profi Billy Truman aus Sicht der Spieler auf den Punkt. Spaß haben, eine gute Zeit verbringen – eben das, was Golf sein sollte. In jedem Fall. „Ich spiele jetzt 27 Jahre Golf, aber 2017 hatte ich keinen Bock mehr auf normales Golf“, berichtete der Ingolstädter Weitenjäger Robin Horvath von seinen Erfahrungen und dem Wechsel zum Longdrive. „Das macht viel mehr Spaß, als die Kugel nur rumzuschubsen und sich sinnlos aufzuregen.“

Dabei zeigte der einzige deutsche Teilnehmer im Feld der 40 Profis, dass nicht allein körperliche Merkmale ausschlaggebend für den Erfolg in dem Sektor sind. „Größe und Technik sind nicht die einzigen Heilsbringer“, relativierte der im Vergleich zu vielen Konkurrenten eher schmächtig wirkende Horvath. Schnellkraft und Beweglichkeit sind nicht minder wichtig, „sonst hätte ich keine Chance“, meinte der 34-jährige Ingolstädter, der am Ende in einer starken Konkurrenz knapp im Halbfinale besiegt auf Platz vier landete.

FAVORIT WURDE SEINER ROLLE GERECHT

Der Sieg beim Finale der Tour ging aber an den großen Favoriten. James Tait, der im Saisonverlauf schon einiges gewonnen hatte und daher als Spitzenreiter der Gesamtwertung angereist war, zeigte nach einem Stotterstart mit etwas glücklichem Weiterkommen am Ende auch in Lichtenau seine Klasse. Sechs Bälle in maximal 2:45 Minuten galt es pro Durchgang auf die Reise zu schicken. Wer zuerst zwei Serien für sich entschied, hatte gewonnen.

Dabei legte das walisische Kraftpaket Billy Truman vor, ehe Tait durchstartete und mit Versuchen klar über 400 Yards doch noch gewann. Sein Siegball landete trotz schwieriger Bedingungen mit fiesen Seitenwinden auf 408 Yards, rund 373 Metern. Ein Volltreffer, den der Schotte an seinem 36. Geburtstag vor den jubelnden Menschen auf der vollen Tribüne sichtlich erfreut mit breit ausladenden Armen und einer Liebeserklärung an die Gastgeber quittierte. Die hatten ihm spontan sogar ein Ständchen gesungen.

„Ich kann dem Club und seinen Mitgliedern gar nicht genug danken, was die hier alles geleistet haben. Jeder war so freundlich zu mir. Ich hatte wirklich eine tolle Zeit hier“, machte der Gesamtsieger den Veranstaltern ein dickes Kompliment und gönnte sich als Erstes zur Belohnung einen großen Schluck aus einem Bierkrug.

AUSRICHTER PETRASCH BLICKT NACH VORN

„Ein perfektes Event“, zeigte sich auch Ausrichter Timo Petrasch angetan von der Organisation und blickte in seiner Bilanz schon voraus. Womöglich wird das kein einmaliges Gastspiel der European Longdrive Games in Lichtenau werden. „Wenn noch mehr Menschen kommen, brauchen wir im nächsten Jahr zwei Tribünen.“ Das Experiment, Golf für viele Menschen attraktiv, ein bisschen wild und sexy zu gestalten, war aufgegangen.

Sieger: James Tait.

Florian Pöhlmann

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