Galerie in der Austraße in Bamberg zeigt Werke eines Pop-Artisten
BAMBERG – Wer eine Zeitreise in die fröhlich-bunte Welt der Pop Art machen möchte, sollte vorbeischauen in der Galerie in der Austraße 14, die sich zwischen Cafés und Lokalen im Herzen Bambergs versteckt.
Friedrich „Fritz“ König ist ein soeben wiederentdeckter Künstler, dem hier eine Einzelausstellung gewidmet ist, die vielfältige Anregungen und Assoziationen bietet. Das ist auf jeden Fall mal wieder einen Ausflug ins schöne Bamberg wert, dessen gesamte Altstadt von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt ist und als städtebauhistorisches Gesamtkunstwerk ohnehin immer zu einem Bummel einlädt.
Beim Betrachten der Bilder des Malers und Grafikers Friedrich König wird man unwillkürlich zurückversetzt in die Zeit der 60er- und 70er-Jahre, geprägt von Hippies und Flower Power. 1940 in Hohenberg an der Eger geboren, ging König nach seiner Ausbildung an der Porzellanfachschule in Selb an die renommierte Londoner Kunstschule Royal College of Art und tauchte tief ein in die „Swinging Sixties“, wo der Sound der Beatles mit ihren Pilzköpfen und die Miniröcke Twiggys zum kulturellen Wandel beitrugen. Die wilden Sechziger galten als Inbegriff der schrillen Jugendkultur mit einem beschwingten Lebensgefühl und „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“, wie es in einem Song heißt.
ZURÜCK IN OBERFRANKEN – EIN EIGENER STIL ENTSTEHT
Zurückgekehrt nach Oberfranken entwickelte König neben seiner Tätigkeit in der Designabteilung bei Rosenthal Porzellan in Selb – wo er unter anderem mit Eugen Gomringer, dem „Vater der konkreten Poesie“, zusammenarbeitete – seinen irrwitzigen, poppigen und verspielten Individualstil. Erst jetzt, acht Jahre nach seinem Tod, wird König neu entdeckt. Die Ausstellung in Bamberg kuratiert die Kunsthistorikerin Birgit Rauschert.
„Eines der phantastischen Gemälde von Fritz König ist die ‚Yellow Submarine‘, ein psychedelisches Mammutwerk mit kleinen und kleinsten Elementen, die wie ein bunter Marihuana-Rausch erscheinen“, meint sie. „Eine Art Wimmelbild, wie man es vom Großmeister des Psychedelischen, dem Niederländer Hieronymus Bosch, kennt.“
Titel wie „Das nächtliche Unbewusste“ oder „Nächtlicher Nonsens“ verraten Königs Obsession für Verrücktes, Unsinniges und vor allem Unbewusstes. „Das Gewimmel von Formen und Farben ist auf den ersten Blick schier unüberschaubar“, so Rauschert. „Es erinnert an die Wimmelbilder, in die man sich richtig schön versenken kann. Bei näherer Betrachtung sind viele wunderliche, bizarre und rätselhafte Details zu entdecken, einige Schritte zurücktretend werden diese Gemälde jedoch zu abstrakten Kompositionen.“
BEGEGNUNGEN MIT WARHOL UND LICHTENSTEIN
Inspiriert von den weltweiten Künstlerkontakten der Firma Philipp Rosenthal lernte König damals eine Vielzahl internationaler Künstler-Stars wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein kennen. „Und er lernte von ihnen“, wie Rauschert anmerkt. „So sind die wichtigsten Werke hier im knallbunt leuchtenden Stil der Pop Art zu sehen, inhaltlich meist von groteskem und hintergründigem Witz oder auch rabenschwarzem Humor.“
Seine ganz besondere Leidenschaft aber wurden die Streichhölzer. In unendlichen Variationen setzte er sich damit auseinander. Meist erscheinen sie massenhaft wie die berühmte „Stecknadel im Heuhaufen“. Doch da gibt es auch das einsame, auf dem Mond vergessene Streichholz. Ebenso transferierte er bekannte Motive, wie zum Beispiel den berühmten Dürer-Hasen, in witzige Streichholz-Bilder. „Diese Hommage an Albrecht Dürer drückt die Verehrung für den großen Meister aus und zeigt zudem, welche Brücken über die Jahrhunderte moderne Kunst schlagen kann“, so die Kuratorin.
PHANTASMAGORIEN VOLLER WITZ UND EROTIK
Der geniale Wort-Poet Eugen Gomringer war einer der Ersten, die das Talent Königs entdeckten und förderten. Beide Künstler waren freundschaftlich verbunden, und so schrieb Gomringer anlässlich der zweiten Ausstellung Königs in München 1979:
„Was der Nagel für den Künstler Günther Uecker – bekannt für seine reliefartigen Nagelbilder – das ist das Streichholz für Fritz König. Er gehört für mich zu den Entdeckungen in der Kunstszene.“
Der Maler und Grafiker Friedrich König hinterlässt ein schillerndes Œuvre: Phantasmagorien voller Witz und Erotik. Sein Gesamtwerk ist noch bis Ende des Jahres in der Galerie in der Austraße gleich neben dem Hofcafé zu besichtigen. Jeden Sonntag findet um 11 Uhr eine öffentliche Führung statt, die Teilnahme ist kostenlos.
Michaela Höber

