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Uvex sorgt bei Golfern für einen Lichtblick

Aug 13, 2021 | Business

Ultimativer Kontrast

Der Sieg: scheint gewiss. Der Schläger: richtig gewählt. Der Wind: gut berechnet. Dann, auf den letzten Zentimetern, kurz vorm Loch, dreht der Ball und verfehlt das eigentlich nicht verfehlbar scheinende Ziel. Ausgerechnet der Rasen wird auf dem Grün zum Hindernis. Dass dessen Mährichtung den Lauf des Balles lenkt, hätte man vielleicht einpreisen können – hätte man es nur gesehen …

Autor: Anja Kummerow

Derartige Petitessen, die ein Spiel entscheidend beeinflussen, will die Firma Uvex im Golfsport künftig sichtbarer machen: mit Brillengläsern, die Kontraste verstärken – „etwa von Grün- und Brauntönen“, wie Uvex-Chef Michael Winter erklärt. „Damit lässt sich erkennen, wie die Fairway hängt oder ob die Spielbahn nach vorne oder hinten wellig ist.“ Oder ob der Ball gegen einen Widerstand anrollen muss. Wie viel besser sich damit spielen lässt, testet derzeit die Damenjugend des 1. GC Fürth, die Uvex mit ihren Spezialbrillen ausgestattet hat.

Im Radsport etabliert

Colorvision heißt die Technologie des Fürther Familienunternehmens, die dahinter steckt. Sie bringt bereits Rad- wie auch Reitsportler unfallfreier durchs Gelände. Aber auch Skifahrer und Snowboarder lässt sie trotz Weiß-in-Weiß Bodenwellen erkennen und – im Idealfall – elegant nehmen. „Ultimativer Kontrast – maximale Farbwahrnehmung“, wirbt der Spezialist.

Als „eierlegende Wollmilchsau“ beschreibt Winter, was die Technologie für die Firma bedeutet. Ein Allround-Star, dessen Herstellung klingt, als könne es jeder, der ein Faible für Chemie hat: Polycarbonat, das als Granulat daherkommt, wird ein Absorber in Form chemischen Pulvers beigemischt. Die Masse wird verschmolzen und von Spritzgussmaschinen in Form gebracht. Voilà – fertig ist die Brillenscheibe.

Tatsächlich ist dieser Prozess „hochwissenschaftlich“, wie Winter sagt. Es geht um Nanometer. Die Brillen sollen nicht nur Kontraste verstärken, sondern vor schädlichen UV-Strahlen schützen. Das spielt sich in einer Bandbreite von 280 bis 400 Nanometern ab, nicht sichtbar für den Menschen. Ohne diesen Schutz kann Gefahr fürs Auge drohen.

Zu hoch darf der Schutz allerdings auch nicht sein, schließlich soll das Leben in all seinen Spektralfarben von 380 bis 780 Nanometern wahrgenommen werden können – etwa als Licht, das sich in Wassertropfen bricht und als Regenbogen zeigt.

Im richtigen Licht

1064 Nanometer beträgt die Wellenlänge bei Laserlicht, mit dem Ärzte Muttermale entfernen können. „Zu unserem Know-how zählt, das Licht genau an dieser Stelle zu absorbieren und damit auszuschalten – ohne Einschränkung für alle Lichtwellen darunter“, sagt Winter. „Wir können Licht blockieren, verstärken und Wellenlängen rausnehmen.“ Mit Hilfe weiterer „Pülverchen“ werden die Scheiben entsprechend getönt, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

Im Profisport unterstützt Uvex seine Athleten mit speziell auf die Augenfarbe abgestimmten Gläsern. Jeder Mensch nimmt Farben anders wahr, weiß Winter. „Grün ist nicht für jeden das gleiche Grün.“ Auch könnten Menschen mit braunen Augen Konturen deutlicher sehen als Blauäugige, die wiederum lichtempfindlicher sind. Letzteres ist der Evolution geschuldet. Wer in kälteren Gebieten mit mehr Dunkelheit lebt, ist dadurch in der Lage, mehr Licht aufzunehmen und Vitamin D zu bilden.

Die Präzision von Uvex beruht auf jahrzehntelanger Erfahrung und einer hohen Innovationskraft, in die jährlich Millionen fließen. Was heute Sportler sicherer und damit erfolgreicher macht, ist allerdings meist ein Nebenprodukt. So basiert Colorvision auf einer Entwicklung, die Uvex in den 1990er Jahren erstmals für Elektriker auf den Markt brachte. „Die Branche brauchte eine Brille, mit der in Schaltkästen die Farben der Kabel besser zu unterscheiden waren“, erzählt Michael Winter, der das seit Jahren wachsende Unternehmen in dritter Generation leitet. Von da aus fand diese Erfindung auf die Skipiste zu Abfahrtsrennen, ließ die roten und blauen Slalomstangen selbst bei diffusem Licht deutlicher erkennen.

Anlaufschutz, Sicherheit und Komfort – all das wurde für Mitarbeiter in der Automobilindustrie, im Bau- oder Chemiesektor entwickelt. Von den zuletzt rund 480 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschafte die Uvex Group mit ihren weltweit 2900 Beschäftigten – knapp 1000 davon am Hauptsitz – gut drei Viertel im Bereich Arbeitsschutz, der neben Brillen auch Helme, Arbeitsschutzwesten und -Handschuhe anbietet.

Im Sport breit aufgestellt

Auch im Sportsektor kann man, vor allem auf dem deutschsprachigen Markt, am Unternehmen schwer vorbeisehen – oder vielmehr an den Schriftzügen Uvex und Alpina, die auf Brillen und Helmen prangen. Auch die Brillenmarke Filtral ist Teil der Gruppe. Nachdem sich der Winter oft als unzuverlässiger Geschäftspartner erweist, setzt der gleichnamige Chef von Uvex zunehmend auf die anderen drei Jahreszeiten, die für Fans von Pferd und Drahtesel oft bessere Voraussetzungen schaffen, ihr Hobby auszuüben.

Mit der Erweiterung des Angebots auf den Golfsport will sich Uvex im Sportbereich noch breiter und damit stabiler aufstellen. Es soll ein eigenes Segment werden, das dann neben den sportlichen, auch modische Modelle bereithalten soll. Egal, in welchem Style – die Brille soll die Suchzeiten verkürzen. Dank Kontrastverstärkung lasse sich der Ball auch im Rough schneller wiederfinden. „Das Green kann tückisch sein“, weiß Winter, der eine zeitlang in den USA lebte und dort selbst gern den Schläger schwang.