VELBURG – Die Startzeit war reserviert, schönes Wetter bestellt. Doch das Sturmtief „Hendrik II“ fegte just an diesem Tag mit Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h auch über die Metropolregion Nürnberg hinweg und machte Golf & Business mit seinen heftigen Böen einen Strich durch die Rechnung. Die Rubrik „Auf eine Runde mit…“ müsste in dieser Ausgabe also eigentlich „Auf eine Gesprächsrunde mit…“ heißen. Auf die Atmosphäre im Club-Restaurant Kaymer59 im Golfclub am Habsberg hatte das unwirtliche Wetter jedoch keinen Einfluss und auf das Gespräch mit Alexander Fackelmann – über Golf, Business und die Quintessenz daraus:
Sportsponsoring – erst recht nicht.
Statt einer Runde über 18 Löcher ist es lediglich eine Gesprächsrunde geworden. Können Sie es verschmerzen, Herr Fackelmann?
FACKELMANN: Ich hatte mich tatsächlich schon auf die Runde eingestellt, aber da das Wetter nicht mitmacht, müssen wir leider darauf verzichten. Und ich gebe zu, ich spiele schon auch lieber bei gutem Wetter.
Wann haben Sie mit dem Golfspielen angefangen?
FACKELMANN: Ich habe erst mit 40 Jahren mit Golf begonnen, was natürlich zu spät ist. Denn in jungen Jahren tut man sich doch deutlich leichter. Damals habe ich noch viel mehr mein eigenes Business gelebt und weniger das Golfspielen. Aber heute ist es ein Teil meines Lebens.
Was macht diesen Sport für Sie aus?
FACKELMANN: Wer 18 Loch läuft und seine Tasche trägt, der weiß, dass es ein Sport ist, ein richtiger Sport. Da muss man sich die Profis nur anschauen, wie fit die sind. Für mich in meinem Alter ist es ein Sport, der mir wirklich guttut. Wenn ich mich vier, fünf Stunden bewegt, dabei die Landschaft genossen und gute Gespräche geführt habe, fühle ich mich immer super. Und wenn ich dann auch noch gelacht habe, ist es für mich ein rundum gelungener Tag. Die schönsten Momente sind für mich die, wenn mir tolle Schläge gelingen und ich ein Par oder ein Birdie spiele. Am liebsten spiele ich mit Leuten, die es nicht so tierisch ernst nehmen. Für mich ist Golf Freizeit und soll Freude bringen. Mit meiner Frau spiele ich ganz besonders gerne.
Bedeutet Golf für Sie manchmal auch Business?
FACKELMANN: Es gibt sicherlich auch Menschen, die über das Golfen Geschäfte machen. Bei mir ist das nicht der Fall. Deshalb verbinde ich damit weniger Business, auch wenn hie und da eine gemeinsame Runde schon einmal geholfen hat. Vorrangig bedeutet Golf für mich Wohlfühlen, sich was Gutes tun und dabei freuen. Auch wenn ich früher schon auch einmal einen Schläger kaputtgemacht habe, in der Regel muss man den Sport gelassen sehen und sich über die guten Schläge, die man ja zweifelsohne auch hat, freuen.
Haben Sie einen Lieblingsplatz?
FACKELMANN: Das Schöne am Golfen ist ja wie beim Wein: Es gibt überall auf der Welt tolle Weine und auch überall tolle Golfplätze.
Was haben Sie beim Golfspielen gelernt, dass Ihnen vielleicht auch im Berufsleben weiterhilft?
FACKELMANN: Es gibt diesen Golfer-Witz: Ich kann’s! Man muss die Demut lernen und man wird bescheidener. Und auch, wenn man einmal gut spielt, darf man sich nicht einbilden, dass man es kann. Wenn es zwei Tage später plötzlich nicht mehr so gut gelingt, ist man meist doch sehr verwundert. Aber das formt einen dann auch. Und das ist im Berufsleben sehr ähnlich. Denn es gibt immer bessere. Und auch, wenn einer etwas gewinnt, muss das nicht bedeuten, dass er auch das nächste Mal wieder gewinnt. Das muss man akzeptieren und damit gut leben können. Das lernt man besonders beim Golf.
Sie haben im vergangenen Geschäftsjahr rund 450 Millionen Euro Umsatz erzielt und wollen im nächsten schon an die 500 Millionen Euro herankommen. Was ist das Erfolgsgeheimnis Ihres Unternehmens?
FACKELMANN: Wir sind nie vom Einzelprodukt gekommen, sondern haben Systeme, Sortimente oder Dienstleistungen verkauft. Das ist unsere Stärke. Ein erfolgreiches Unterneh- men ist wie ein schönes Mosaik: Je mehr Steine ich setze, desto besser wird das Bild. Und so ähnlich ist es ja auch beim Golfer. Es reicht nicht, nur einen tollen Abschlag zu haben oder gut zu putten oder anzunähern. Es gibt so viele Faktoren und auch Einflüsse. Und man muss stetig üben.
Über Alexander Fackelmann
Alexander Fackelmann wurde 1956 in Nürnberg geboren. Nach der Grundschule machte er am Johannes-Scharrer-Gymna- sium das Abitur und studierte anschließend an der WiSo in Nürnberg Betriebswirtschaftslehre. Der Diplom-Kaufmann übernahm vorübergehend gemeinsam mit seinem Bruder Nor- bert in dritter Generation das Familienunternehmen mit Sitz in Hersbruck. Der Umsatz betrug im vergangenen Geschäftsjahr rund 450 Millionen Euro. Vor einem Jahr gab Alexander Fackelmann den Geschäftsführerposten ab, blieb der Fackelmann GmbH & Co. KG mit seinen 41 Schwester- und Tochterunternehmen weltweit aber mit dem Vorsitz im Management-Board, einer Art Aufsichtsrat als Kontrollgremium, er- halten. Außerdem ist der 65-jährige Kurator der FAU Erlangen und Honorarkonsul der Niederlande. Für den Golfsport hat Alexander Fackelmann schon vor vielen Jahren ein Faible entwickelt und sich ein 25er Handicap erspielt. Am Golfclub am Habsberg kann er sich als Aufsichtsratsvorsitzender des Jura Golf Park ganz besonders heimisch fühlen…
Das bedeutet auch, Sie haben die Corona-Krise gut gemeistert?
FACKELMANN: Ich persönlich hatte Corona und habe mich 14 Tage zu Hause eingeschlossen. Zum Glück war ich nicht schwer krank und es ist gut an mir vorbeigegangen. Ich bin inzwischen zweimal geimpft und werde mir auch den Booster geben lassen. Zur Firma: Wir sind tatsächlich ein Gewinner in der Krise. Denn die Menschen sind mehr zu Hause geblieben, haben mehr gekocht, mehr gebacken und deshalb auch mehr Kochutensilien gebraucht.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt in Ihrem Unternehmen auch eine Rolle. Es zählt zu den Top 50 Climate Leaders, eine Initiative, die Firmen hervorhebt, die eine grüne nachhaltige Zukunft unterstützen…
FACKELMANN: Wir haben in der Firma ja schon vor 20 Jahren Photovoltaikanlagen auf unseren Dächern installiert. Als ich vor 19 Jahren mein Haus gebaut habe, habe ich auch bewusst auf Öl oder Gas verzichtet und zum Heizen eine Wär- mepumpe installiert. Ich fahre ein Hybrid-Auto. Wir mögen es, nachhaltig zu sein und ich finde es auch gut und wichtig, etwas zu machen in diese Richtung. Aber man kann immer auch alles in Frage stellen. Denn je tiefer man bohrt, desto eher findet man auch Widersprüche. Denn ob Elektroautos wirklich so viel besser sein werden als ein Dieselfahrzeug, darüber lässt sich vortrefflich streiten.
In Deutschland formiert sich eine neue Regierung. Was denken Sie über den politischen Wechsel?
FACKELMANN: Die Frage vor der Wahl war für einen Unternehmer in erster Linie, was passiert, wenn Rot-Rot- Grün kommt? Wie sehr würde Marktwirtschaft, Mittelstand und Unternehmertum eingeschränkt oder sogar eliminiert? Das ist Gott sei Dank nicht passiert. Jetzt haben wir die Ampel und das sehe ich als neuen Versuch, rühmlich war die vergan- gene Regierung ja wirklich nicht. Das kann jetzt auch einen Aufbruch bedeuten. Das hoffe ich jedenfalls.
Ihr Unternehmen ist schon seit vielen Jahren weltweit sehr engagiert. Jüngst haben Sie in Indien eine neue große Fabrik gebaut. Ist das weitreichende Netz eine der großen Stärken von Fackelmann?
FACKELMANN: Ich persönlich bin begeisterter Europäer und fühle mich auch als Weltbürger. Deshalb glaube ich an die Globalisierung, auch wenn sie sicherlich nicht mehr in dem bisherigen Tempo weitergeht. Denn es gibt auch eine Rück- besinnung auf die Werte und die Fabrikation zu Hause. Das bietet den Vorteil, von einzelnen Staaten nicht zu abhängig zu werden. Deshalb fließen unsere meisten Investitionen auch in unsere deutschen Standorte.
Das heißt, Hersbruck wird immer das Herz Ihres Unternehmens bleiben?
FACKELMANN: Immer – das weiß kein Mensch. Aber Hersbruck ist unser Headquarter und es gibt nichts, was dage- genspricht, dass es so bleibt. Wir machen ein Drittel unseres Umsatzes in der Region Deutschland, Österreich, Schweiz. Und zwei Drittel außerhalb dieser Region. Tendenziell geht der Anteil in der DACH-Region aber zurück.
Vor einigen Jahren hat sich die Marke Metropolregion Nürnberg herausgebildet, um den Standort auch für Unternehmen zu stärken. Finden Sie den Ansatz gelungen?
FACKELMANN: Ich finde die Idee außerordentlich gut. Man muss das ja so sehen: Früher waren viele einzelne Staaten Europas für sich eine Großmacht. Heute sind wir einzeln in Europa aber fast gar nichts mehr wert. Wenn wir also als Europa nicht zusammenbleiben und zusammenhalten, wer- den wir irgendwann beim G7-Gipfel keinen Platz mehr haben. Folglich ist Europa ein Muss und ich bin deshalb ein bekennender Europäer. Und ähnlich ist es auch mit der Metropol- region Nürnberg. Nürnberg hat nur 550.000 Einwohner, aber die Metropolregion ist 3,5 Millionen Menschen stark und dann ist es ein Pfund. Es gibt ganz viele Mittelständler, die Worldleader sind. Und wenn man die bündelt, dann ist das wirklich was. Und darauf kann man dann auch stolz sein. Und ich wünsche mir, dass Unternehmen wie Siemens, adidas oder auch Puma noch stärker werden und dass sich noch einige Hidden Champions als große Champions herausarbeiten. Das würde uns allen zugutekommen.
Sie sind mit Ihrem Unternehmen auch im Sportsponsoring sehr aktiv. Den HC Erlangen, der sich als Marke der Metropolregion inszeniert, unterstützen Sie als Hauptsponsor…
FACKELMANN: Der HCE hat so nicht mehr nur ein Einzugs- gebiet von 120.000 Menschen, sondern von 3,5 Millionen. Und damit sind wir bundesligafähig und vielleicht irgendwann auch reif, international zu spielen.
Wollen Sie damit in erster Linie Ihre Marken bekannter machen oder geht es Ihnen auch darum, etwas für die Allgemeinheit zu tun?
FACKELMANN: Es wäre Heuchelei, wenn ich es jetzt in Richtung Gutmenschentum begründe. Es ist sicherlich Markenbil- dung, wie wir es zu Beginn auch mit Axel Schulz sehr erfolgreich gemacht haben. Und es ist ein Werbebeitrag, der relativ gesehen zu Kosten für TV-Werbung oder Anzeigen in Zeitungen günstig ist. Es ist einfach gut für die Markenbildung. Und wenn es dann auch noch Freude macht, umso besser. Wie sagt ein chinesisches Sprichwort: Wer Freude hat, an dem was er macht, hat aufgehört zu arbeiten.
Vor einem Jahr haben Sie den Posten als Geschäftsführer in Ihrem Unternehmen aufgegeben. Warum?
FACKELMANN: Es gibt Unternehmer, die wurschteln so vor sich hin, bis sie 80 Jahre alt sind oder mit der Bahre weg- getragen werden. Die einen haben bis dahin alles geregelt und die anderen hinterlassen Chaos. Als verantwortungsvoller Unternehmer muss man schauen, dass die Firma unabhängig von einem persönlich funktionieren kann. Es darf keine Abhängigkeit entstehen. Das ist man auch den Mitarbeitern schuldig. Ich bin in diesem Jahr 65 geworden, würde mich aber sicherlich nicht als Rentner bezeichnen. Ich bin im Aufsichtsrat und arbeite gerne noch. Nicht wegen des Geldes, sondern für den Erfolg. Das bedeutet für mich Freude und Erfüllung.
Wie schwer ist Ihnen dieser Schritt gefallen?
FACKELMANN: Ich musste mich tatsächlich in dieser Pha- se oft an meinen Vater erinnern und an seine Kommentare, die er mir gegenüber geäußert hatte. Ich habe ihn jetzt erst verstanden. Denn damals, als er die Geschäfte an seine Söhne weitergegeben hat, war es für ihn auch schwer. Aber man muss immer das größere Ganze sehen. Und wenn es dann sogar besser läuft, hat man sicherlich nichts verkehrt gemacht.
Wollen Sie verraten, welche Sorgen Ihren Vater damals umtrieben?
FACKELMANN: Es gibt halt Hierarchien. Am besten sieht man das bei Politikern. Wenn sie plötzlich nicht mehr im Amt sind, fehlen plötzlich die Leute, die sich bis dahin um einen geschart haben. Auch die ganzen Einladungen und Wichtigkeiten sind nicht mehr da. Ein bisschen kann ich das jetzt nachempfinden. Man ist eben nicht mehr der Verantwortliche im operativen Geschäft und generell nicht mehr so wichtig. Damit muss man leben und klarkommen. Und das ist auch gut so. Die Chefs, die in so einer Situation nicht nachlassen können, werden für den Posten dann aber auch keinen Spitzenmann finden. Denn der wird sich sicherlich nicht reinreden lassen wollen. Aber man weiß ja auch: Viele Wege führen nach Rom. Und wenn man den Vergleich zum Golf zieht, ist es ja so, dass bei den Profis auch nicht alle Schwünge gleich sind und dennoch erstaunliche Resultate für jeden Einzelnen dabei herauskommen können. Ich weiß nun, dass die Firma auch ohne mich weiterlaufen kann. Das bedeutet für mich Verantwortung.
Sie sind auch Aufsichtsratsvorsitzender im Golfclub am Habsberg und besitzen einen Anteil von über 50 Prozent. Was hat Sie dazu bewogen, einen Golfclub zu übernehmen?
FACKELMANN: Ich hatte definitiv nie das Ziel einen Golfclub zu übernehmen. Ich habe auch keinen Golfplatz übernommen. Wir sind viele Gesellschafter, die partnerschaftlich miteinander umgehen. Zufällig hatte ich plötzlich eine Mehrheit. Ursprünglich wollte ich irgendwo Mitglied werden und bekam das Angebot 1,5 Prozent der Anteile zu kaufen bei einer Rendite von acht Prozent und das bei freiem Spielrecht. Einige Gesellschafter hatten sich mit den acht Prozent Rendite verspekuliert. Andere wollten aus Altersgründen ausscheiden. Da sich kein anderer fand habe ich aus Verantwor- tung für das Ganze sukzessive aufgestockt. Eigentum verpflichtet! Die Anteile zum Buchwert wurden durch die Abschreibung auch jährlich günstiger zu kaufen.
Ist Golf dadurch für Sie am Ende doch auch noch Business?
FACKELMANN: Dadurch, dass wir eine monatliche Gewinn- und Verlustrechnung und einen jährlichen Jahresabschluss haben, ist es Business im weiteren Sinne. Wenn man unter Business aber Geldverdienen versteht, im Sinne von ROI (Return on Investment, Anm. d. Red.), dann bleibt dies ein Ziel an dem wir arbeiten.