BAD WINDSHEIM – Es ist tatsächlich eine glückliche Fügung, die da beim Golfclub Bad Windsheim zusammengefunden hat. Ein langjähriger Förster, ein auf dem Land großgewordener Head-Greenkeeper und ein Vorstand, der neuen Ideen gegenüber sehr aufgeschlossen ist: Sie alle sorgen dafür, dass Golf auf dem Platz im westlichen Teil Mittelfrankens ein Stück naturnaher wird.
Manfred Heinl und Gerhard Müller stehen an einer ehemaligen Eiche, die gleich neben dem Abschlag der 1 und dem Grün der Bahn 18 fein säuberlich in Stücke geschnitten liegt und nur darauf wartet, von Käfern und Insekten besiedelt zu werden. Einst stand der Baum wie einige andere aus seiner Familie prächtig da, doch immer wieder kehrende Probleme mit dem Prozessionsspinner sorgten für die Entscheidung, die Bäume zu fällen. Nachgepflanzt mit heimischen Arten, die den immer trockener werdenden Sommern leichter trotzen, haben sie längst. Aber auch die Eichen können im natürlichen Prozess der Verwitterung noch einen wichtigen Beitrag erfüllen.
An verschiedenen Stellen der weitläufigen Anlage, die sich über rund 70 Hektar erstreckt, finden sich solche Ansammlungen von Eichenstücken. Mal liegen sie scheinbar willkürlich zusammengefügt übereinander, mal steht noch ein Baumstumpf aufrecht da. „Dem Specht gefällt das“, erklärt Manfred Heinl, das Totholz dient zahlreichen Insekten als Lebensraum und ist obendrein Nahrungsgrundlage.
An der Bahn 13 haben sie vor so einem „Haufen Holz“, der ein paar Meter Abseits in einem offenen Bereich zwischen ein paar Büschen liegt, ein Schild mit allerlei Erklärungen dazu angebracht. Heinl, der passionierte Förster, und Müller, als Head-Greenkeeper sein wichtigster Partner im Arbeitskreis Golf und Natur, wollen die Menschen mitnehmen auf ihrem Weg. Golf und Natur, das sind längst Partner, und das ist ihr Auftrag.
Der Golfclub Bad Windsheim will bald Teil des „Blühpakts Bayern“ des bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz sein. Damit reihen sie sich in Bad Windsheim ein in eine immer länger werdende Liste von Clubs, die das Ziel verfolgen, beide Seiten zu vereinen. Hier der Wunsch nach möglichst perfekten Abschlägen, Fairways und Grüns. Dort der Anspruch, all das mit der Natur in Einklang zu bringen und ihr genügend Freiräume zu lassen. Miteinander ist in diesem Zusammenhang das wichtigste Stichwort. „Es ist unsere Überzeugung“, sagt Heinl nachdrücklich. Was nicht heißt, dass bei einigen Mitgliedern noch Überzeugungsarbeit notwendig ist. Doch das Verantwortungsgefühl nimmt stetig zu. Nach Auskunft des Bayerischen Goldverbandes sind inzwischen 45 Clubs im Freistaat dem Blühpakt beigetreten. Tendenz steigend.
Wer Mitglied in diesem Kreis ist, muss sich an behördliche Vorgaben und Richtlinien halten. Aus den bereits ausgewiesenen Flächen im einstigen Hard Rough werden Lebensräume für Insekten. Bunte Wiesen sollen Hummeln und Wildbienen anlocken. Ganz billig ist das nicht. Für ein Kilo Spezialsamen, die für eine Fläche von etwa eintausend Quadratmeter reichen, werden immerhin 100 Euro fällig. Gut angelegtes Geld, findet Gerhard Müller, der sich mit seinem dreiköpfigen Team längst auch in diesem Bereich gut eingearbeitet hat. „Ich bin in der Natur aufgewachsen, da hat man schon eine andere Verbundenheit“, findet Müller und packt das in einen bemerkenswerten Satz: „Wenn man das als Head-Greenkeeper nicht als sein Baby sieht, hat man den Job verfehlt.“
Ein Arbeitskreis, dem Heinl vorsteht, hat in den zurückliegenden Monaten viel Überzeugungsarbeit geleistet. „Wir fördern Artenvielfalt – Lebenraum Golfplatz“ ist auf dem Logo zu lesen, das die Gruppe um Heinl und Müller ausgearbeitet hat. Im Zentrum stehen eine Biene, ein Vogel und eine Amphibie. Ein Bild, das einer Philosophie gleicht: Hier haben Golfer und die Natur ihren Platz. Beide, gemeinsam.
Die Hecken, die nun etwa alle zehn bis fünfzehn Jahre peu a peu und abschnittsweise zurückgeschnitten werden, schaffen Struktur auf dem Platz und dienen als Verbreitungsbrücken, erklärt Heinl. „Das Hard Rough wird nicht komplett rasiert“, fügt Müller hinzu, so haben die darin lebenden Tiere immer wieder Rückzugsmöglichkeiten. „Wir bieten Lebensräume an, die Natur besiedelt sie“, legt Heinl das an sich simple Konzept dar.
Im Steinbiotop neben dem Abschlag der Bahn 13, das aus in der Region vorkommendem Gipsgestein Anhydrit besteht, sind Eidechsen, Blindschleichen und Mäuse heimisch, die wiederum ihrerseits als Nahrungsgrundlage für Turmfalken, den roten Milan und die Nachtigall dienen. So ergibt sich ein Kreislauf, in dem Natur Natur sein darf und Golfer ihrer Leidenschaft nachgehen. Und wenn dann noch die Nachtigall ihren sonoren Gesang anstimmt, blüht die neue Gemeinschaft in Bad Windsheim regelrecht auf.
Florian Pöhlmann